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Vor ihn muß Eo’s Gottheit weichen.
Auf ihn allein sah sie tieffühlend nur zurück.

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Wem von Euch Beiden reicht Kalliope den Preis? –

Der Ersten, die, beseelt von reinem Kunstgefühl,


Aus ihren Locken triefelt frischer Thau;
Die Sterne fliehn, mit sterbendem Geflimmer.

Sie sieht zurück. Der Sonne goldnen Glanz
Strahlt heller noch ihr schönes Antlitz wieder.

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Die jungen Horen streun, im leichten Tanz,

Bethaute Blumen auf die Gegend nieder.

Ο Guido! welche Götterkraft ist dein!
Welch eine Gluth! Wie lächeln die Gefilde!
Die Göttinn selbst, entzückt vom Wiederschein

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Der eig’nen Gottheit, weilte vor dem Bilde.


So hat noch nie, mit zauberischer Macht,
Des Pinsels Gluth zum Himmel uns erhoben.
So sanft, aufs dämmernde Gewand der Nacht,
Des Morgens lichte Hosen nie gewoben.

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Für den Geliebten hat, an Jovis Thron,

Die Göttinn einst ein ewig neues Leben.
Ο Guido! dir hat, eh sie flehten, schon
Aurorens Bild Unsterblichkeit gegeben.

Louise ***.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)