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Jetzt beb’ ich angstvoll, wenn nach langem Sehnen
Ein kurzes Briefchen meine Sorge stillt!

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Und zitternd brech’ ich unter Thränen,

Der Treue sprechend Bild.[1]

Sonst, Selmar, wenn ein Gott dich zu mir brachte,
Las ich in deinem seelenvollen Blick
Dein Herz, das mich so selig machte,

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Und in ihm meines Daseins Glück. –

Jetzt sieht dein Auge kalt und unbefangen
Den bittern Kampf, den unbesiegten Schmerz,
Die Thräne rollt von meinen Wangen
Und rühret nicht dein Herz.

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Sonst sank ich dir, mein zweytes beßres Leben!

In deinen Arm, an deine treue Brust;

  1. Das Petschaft stellte ein Hündchen, das Symbol der Treue vor.
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Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_232.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)