Seite:De Neue Thalia Band4 336.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Dein heilig Wort, wenn unter Nacht und Schlaf
Verkündiger des ew’gen Lichts erschienen,
Und den Betrug der Wahrheit Flamme traf;
Wie seinen Blitz aus hohen Wetternächten
Der Donnerer auf bange Thale streut,

55
So zeigtest du entarteten Geschlechten

Der Riesen Sturz, der Völker Sterblichkeit.

Du wogst mit strenggerechter Schaale,
Wenn mit der Toga du das Schwerd vertauscht,
Du sprachst, sie wankten die Sardanapale,

60
Vom Taumelkelche deines Zorns berauscht;

Es schröckt umsonst mit ihrem Tygergrimme
Dein Tribunal die alte Finsterniß,
Du hörtest ernst der Unschuld leise Stimme,
Und opfertest der heil’gen Nemesis.

65
Verlaß mit deinem Götterschilde,

Verlaß o du der Kühnen Genius!
Die Unschuld nie. Gewinne dir und bilde
Das Herz der Jünglinge mit Siegsgenuß!
O säume nicht! ermahne, strafe, siege!

70
Und sichre stets der Wahrheit Majestät,

Bis aus der Zeit geheimnisvoller Wiege
Des Himmels Kind, der ew’ge Friede geht.

Hölderlin.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)