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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Ich wollte anders werden. O! ich wollte werden, wie sie. Ich hörte schon aus ihrem Munde das Himmelswort der Vergebung, und fühlte mit tausend Wonnen, wie es mich umschuf.

So eilt’ ich zu ihr. Aber mit jedem Schritte ward ich unruhiger. Melite erblaßte, wie ich hereintrat. Dieß brachte mich vollends aus der Fassung. Doch war mir das gänzliche Verstummen von beiden Seiten, so kurz es dauerte, zu schmerzhaft, als daß ich es nicht mit aller Macht zu brechen versucht hätte.

Ich mußte kommen, sagt ich. Ich war es dir schuldig, Melite! Das Gemäßigte meines Tons schien sie zu beruhigen, doch fragte sie etwas verwundert, warum ich dann kommen müßte?

Ich habe so viel dir abzubitten, Melite! rief ich.

„Du hast mich ja nicht beleidigt.“

O Melite! wie straft mich diese himmlische Güte! Mein Unmuth ist dir sicher aufgefallen. –

„Aber beleidigt hat er mich nicht, du wolltest ja das nicht, Hyperion! Warum sollt’ ichs dir nicht sagen? Getrauert hab’ ich über dich. Ich hätte dir so gerne Frieden gegönnt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)