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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

die Stimme erhoben hatte, so sinkt sie in diesem Moment der Ruhe um eine Stuffe tiefer. Daher der Schlußfall beym Ende der Periode.

Vor diesem Schlußfall muß zur Erhöhung oder Vertiefung der Stimme irgend ein besonderer Grund vorhanden seyn, wenn das Sprechen nicht in Singen ausarten soll.

So wie die Tiefe des Tons auf Befriedigung deutet, so deutet die Höhe auf gespannte Erwartung. Daher ist letztere passend für die Frage, die Bedingung, und für die Vordersätze der Perioden überhaupt.

Bey der Frage bemerkt man den Unterschied, daß entweder eine Antwort darauf erwartet wird, oder der Fragende sie schon als ausgemacht annimmt. Im ersten Falle steigt der Ton gegen das Ende der Frage, im zweyten Falle fängt die Frage mit dem höhern Tone an, und dieser sinkt gegen das Ende der Frage, gleichsam, als ob der Fragende in dem Gesicht der Hörenden seine Befriedigung ahndete.

Noch dient zur Deutlichkeit eine Verstärkung des Tons bey dem Hauptworte. Diese kann aber durch Misbrauch in Beleidigung für die Fassungskraft der Hörenden ausarten.


Ist Deutlichkeit das einzige Ziel des Vorlesers, so beschränkt er sich auf den niedern, mechanischen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_103.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)