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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

an deinen mir so bittern Tod, daß ich die Welt und ihre Kosenschlingen verachte!

Ein ungemein niedliches, schwärmerisches Gedicht.

2. poich’io nol vidi. Muratori und Tassoni haben den guten Petrarch hier nicht verstanden und lassen ihn nach ihren Erklärungen baaren Unsinn sagen. Um nicht zu weitläufig zu werden, will ich nur den Beweiß für meine Erklärung geben, Petrarch lobt die Schönheit und Einsamkeit des Thals, weil er sich da seinen Schwärmereyen und Seufzern ungestöhrt überlassen konnte. Ich erkläre also den 1ten und 2ten Verß so: daß Petrarch in seiner Phantasie sich Laurens Bild lebhaft vorstellte, und um so lebhafter als sonst, weil ihn hier nichts stöhrte, vielmehr alles zu süßen Schwärmereyen einlud; er sah also seine Laura im Geist, ob er sie gleich nicht wirklich sah. Der Ton, der in dem ganzen Sonnett herrscht, bestätigt diese Erklärung, denn er ist ganz Phantasie, und Schwärmerey. 11. semper ami d. i. daß er nach Laurens Tod sich neuer Liebe ergeben soll.

Sonnett XXI. des 2ten Theils.

Meine wohlthätige Flamme, die Schönste unter den Schönen, die hier des Himmels Freundschaft und Gunst hatte, kehrte zu frühzeitig für

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_099.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)