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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Die zur Erläuterung nöthigen historischen Umstände sind diese:

Kaiser Ludwig der Bayer nahm auf Anrufen des Galeazzo Visconti, damaligen Vicarius im Herzogthum Mailand, ihm gegen die Guelfen zu Hülfe zu kommen, und auch weil er sich zu Rom wollte krönen lassen, mit einem beträchtlichen Heer, im Jahr 1327. einen Zug nach Italien vor. Er kam auch wirklich nach Mailand, aber anstatt dem Galeazzo gegen die Guelfen beyzustehen, bedrückte er die Viscontische Familie und ließ die sämmtlichen Viscontischen Brüder ins Gefängniß werfen, woraus sie sich nur durch eine große Summe Geldes wieder befreyen konnten. Um diese Zeit verfertigte Petrarch dieses Gedicht; worinn er die italienischen Herren wegen ihres Partheygeistes und wegen der Uneinigkeit unter sich selbst tadelt, sie zur Einigkeit ermuntert und auffordert, die Deutschen aus Italien zu verjagen und dann ein ruhiges, tugendhaftes und angenehmes Leben zu führen.

Es ist eines seiner vortreflichsten Gedichte und sehr zu bedauren, daß er nicht mehrere dieser Art geliefert hat. Es herrscht darinn ein ganz republicanischer Geist, Stärke der Gedanken und des Ausdrucks.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)