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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Wer sie nicht fühlt, der Stiefsohn der Natur,
An ihr nicht hängt mit innigem Ergözen

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Verlohren hat er sich auf diese Erdenflur;

Er sey verdammt zu schnöden Schäzen,
Zu Geld und Gut, verdammt zu niedrer Wollust Lüsten,
Verstossen ist er von der Mutter Brüsten.
Der Menschheit himmlische Beglaubigung der Thränen

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Wie süsser Thau hat nie sein Auge noch erhellt,


Nie seinen Busen warmes Sehnen
Nach schöner Hülfethat geschwellt.
Das Mitleid kennt er nicht, bey seiner Brüder Schmerz
Wird nie ihm eine weiche Zähre rinnen,

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Nie wird in süsser Sympathie sein Herz

Mittheilend sich erfreun und fremdes ihn gewinnen:

Der reinen Freuden Zauberland
Ist ewig ihm verwehrt; sie, die mit holder Hand
Des Lebens Faden schöner spinnen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)