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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Dich Mutter hoher Ideale,
O Phantasie, an deinem Sonnenstrahle
Verklärt in reinerm Lichte sich die Welt

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Und herrlicher im Morgenschmuck erheben,

Wenn deine Fackel sie erhellt,
Sich ihre Bilder all in jugendlichem Leben.
Preis ihr der Freudenschöpferin!
Die Lieder die sie schenkt sind Opfer ihrer Ehre:

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Nein! Nur Vernunft, die Geisterkönigin,

Verdient noch mehr wie sie der Sterblichen Altäre.

Was in den Gegenden des Möglichen von Schöne,
Von Größe liegt, erobern wir durch sie;
Durch sie vernehmen wir die Töne

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Der hohen Weltenharmonie:

Wenn ihre Säusel wehn, wenn ihre Zauberhalle
Das Ohr berühren, faßt ein Göttliches uns an;
Der Erde niedrige Metalle
Sind Gold vor ihrem Talisman:

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Sie sprengt der Zukunft ehrne Riegel

Das unsichtbare Reich erobert ihre Macht,
Beschwört Vergangenes herauf, und schöner lacht,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_044.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)