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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Heinrich. Ja, das sind sie! – Diesen Dom hab’ ich mit Wohlthaten bereichert, habe dort der heiligen Jungfrau eine große Kirche erbauet, habe die Besitzungen dieses Stifts bis zu diesem Mahle erweitert, und dem Bischoff, meinem Freunde, viele Gnaden bezeiget. – Dorthin will ich mich verfügen, will eine geistliche Präbende annehmen, und das Geschäft meiner lezten Tage sey: für meine Feinde beten!

Treuhold. Ich folge Euch, gnädiger Herr! Ich hab’ ein Gelübde gethan, das ich halten will, so gewiß als ich wünsche, daß Gott mir in meiner lezten Stunde gnädig seyn wolle. Ich habe geschworen, Euch nie zu verlassen, bis der Tod uns scheidet.

Heinrich. Gottes Segen über dich, biederer Knappe! – Ja, du sollst mich begleiten, sollst mein Gefährte seyn, bis an die Schwelle des Todes, und sterb’ ich einst, so schließe du meine Augen, und bringe dem deutschen Vaterlande den lezten Gruß von seinem unglücklichen Kaiser. – Vielleicht wird es einst meine Unschuld erkennen, wenn meine Asche längstens ein Spiel verwehender Winde ist. – Komm! laß’ uns unsre Wanderschaft fortsetzen. Bald wird sie sich enden.

Treuhold. Der Himmel füge es.

(Sie gehen ab.)

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)