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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

mit Drachen kämpfenden Ritter ehrbare Fremde zur Bewirthung einzuladen schien. Der gute Mann hatte das Unglück Bürgermeister zu seyn, und empfieng mich also:

„Mit einem steifen Amtsgesichte,
Das in gemeßnen Falten liegt,
Mit Worten, da nach Rathsgewichte
Ein jedes einen Zentner wiegt.“

Allein ich begrüßte ihn so warm, daß sein Gesicht sich aufheiterte und sein Mund ein recht angenehmes: Willkommen mein Herr! hören ließ. – Ungern bleibe ich lange in der Wirthsstube, die großen weissen Tische gefallen mir nicht, und noch weniger die immer durstigen Herren, welche sie gewöhnlich belagert halten. Ich bat mir ein Zimmer aus, die Tochter des Wirths, ein blasses, schmachtendes Mädchen, nahm das Licht und führte mich eine steinerne Wendeltreppe hinan. Ich war müde, konnte dem raschen Gange meiner Schönen kaum folgen, und schalt ein wenig über die ausgetretenen Stiegen. Mit einemmahl steht das Mädchen stille, und fragte mich lächelnd, ob ich je etwas von dem berühmten Götz von Berlichingen gehört hätte. Der Name eines faustgerechten Ritters, aus dem Munde eines Mädchens, zur Nachtzeit, auf einer

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)