Seite:De Neue Thalia Band3 268.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

eine schien den großen Kampf der Resignation auf alle Freuden der Welt schon gekämpft zu haben, die andre rang noch mit ihm wie Jacob mit dem Erzengel.

Wenn ich mir die Quaal gedenke, worin eine liebende Seele versinkt, wenn sie plötzlich aus ihrer lieblichen Traumwelt herausgerissen und in ein kaltes, finstres Kloster versetzt wird, wo statt des Geliebten Stimme nur unverständliche lateinische Horas klingen und wo um Mittag und Mitternacht ein dumpfes Glockengetöse die arme Seele fürchterlich an ihren Verlust und das ewige, öde Einerley der Zukunft erinnert!

„Kannst du noch dir in die Seele rufen
Jenen feyerlichen Trauertag,
Als gestreckt auf des Altares Stufen
Jegliches von uns ein Opfer lag?
Als bey tausend Thränen hoch und theuer
Warme Jugend sich der Welt entschwur? –
Dennoch, ach! empfieng der Weiheschleyer
Seinen Kuß von kalter Lippe nur,
Rund umher erbebte Gottes Tempel;
Jede Kertze sank in Dämmerung;

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_268.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)