Seite:De Neue Thalia Band3 249.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

unterbrochen. Wir hatten aus Nachlässigkeit einige Dinge vergessen, die nöthig waren, um unsre Fackeln anzuzünden; aber wir waren gewiß, auf dem Berg’ eine Stelle zu finden, wo wir diese Nachlässigkeit gut machen könnten.

Der Krater des Vesuvs ist in zwo Hauptöffnungen getheilt, die ein unzugänglicher Fels von einander sondert. Eine dritte kleinere liegt auf der nehmlichen Fläche. Zwischen dieser und den beyden andern läuft eine schmale Erdzunge hin, von welcher aus das Aug’ in zween dieser Schlünde hinabsehen kann, und den dritten in einer geringen Entfernung vor sich hat. Hier stand ich. Der dichtaufsteigende Rauch würde mich auch bey Tag verhindert haben, mehr zu beobachten. Man ahndet mehr als man sieht, einen unergründlichen Abgrund. Die Steine, die man hinunterwirft, fallen lang’ und mit Getöse. Nur der entferntere Schlund warf von Zeit zu Zeit Flammen, die sich zischend über die Mündung erhoben. Es ist unnöthig zu sagen, daß wir uns unter den Wind begeben hatten, der den Rauch und die Steine von uns abtrieb. Dennoch fanden wir uns einige Secunden lang in Dampf eingehüllt, und athmeten einen erstickenden Schwefelgeruch.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)