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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

in der meinigen nicht. Alle meine Adern schlugen: mein Blut kochte. In der Stimmung, worinn ich war, schwand vor meinem Blicke die Möglichkeit, in den furchtbaren Schlund hinab zu stürzen, und ich nahte mich seinem zugänglichern Theile mehr noch als meinen Begleitern die Klugheit zu erlauben schien. Sey’s daß Réaltu’s Bemerkung richtig war oder nicht: so viel ist gewiß, daß wir nachher bemerkten, daß der Fleck, worauf wir standen, wie ein Gewölb’ über dem rauchenden Krater hieng, und jetzt, da ich mit kälterem Blute zurück denke, sträubt sich meine Einbildungskraft, auch nur in Gedanken sich an die nehmliche Stelle zu versetzen.

Es war Nacht, da wir den Gipfel erreichten. Eine matte Dämmerung warf noch einiges Licht. Ein einziger Stern leuchtete aus den Wolken. Nichts, was das schreckliche der Naturszene, die vor uns lag, hätte mildern können. Alles um uns her war Zerstörung. Nur wenn sich durch einen dumpfen Donner in den Eingeweiden des Berges ein Auswurf ankündigte, und der Schein des emporsteigenden Feuers vom gelben, frischausgeworfenen Schwefel zurückprallte, der die Steine, worauf wir standen, bedeckte – nur dann ward die tiefe Nacht und die todte Stille

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_248.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)