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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Land und Meer. Gegen Abend ruhte das Aug’ auf der Insel Ponza: Gegen Norden verfolgt’ es die italiänischen Küsten, bis sie sich undeutlich am Horizont mit den Wolken vermischten. Die Aussicht gegen Morgen schloß die Kette der Apenninen, und näher unserm Standpunkte lagen die kahlen Felsen der Somma. Dieß sind Trümmer eines Berges, der ehmals mit dem Vesuv zusammengehangen, und nur Einen Schlund gebildet hatte. Die plastische Natur hat sich nun ihrer bemächtigt, und sie der Vegetation unterworfen. Der eigentliche Vesuv hebt sich einige hundert Toisen, furchtbar und Einzig, höher.

Nun war es Zeit, hinan zu steigen. Ich sah mich nach dem Weg um – nirgends war eine Spur von Weg. Unser Cicerone sagte, der Weg führe gerade hinauf. Réaltu, der die Spitze schon zweymal erstiegen hatte, behauptete, es gäb’ einen leichteren und weniger steilen. Wie dem sey: wir hatten keine andre Wahl, als gerad’ in die Höhe zu steigen. Dieser Theil des Berges ist ganz mit Asche, oder kleinen, runden, vulkanischen Steinen bedekt. In der Asche haften die Tritte für einen Augenblick: sie gleiten ab, sobald man sich verweilen will, um Athem zu schöpfen. Mit den Steinen ists noch schlimmer. Hunderte macht jeder Fußtritt in die Tiefe hinabrollen.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)