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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

IV.
Nachruf an Seume.
(Siehe das vierte Stück der Thalia.)


Ich saß, umbraust vom kriegrischen Gewühle,
Und sann, auf meinen Arm gestützt, dem Spiele
Des Schicksals und der Menschen nach;
Da hört’ ich fernen Laut bekannter Stimme.

5
Es tönte, wie mit Todesboten Grimme,

Ein Abschiedsruf den Träumer wach.

Ich hörte Dich; vernahm nun voll Erstaunen,
Im Schlachtgeklirr, durchs Donnern der Kartaunen,
Dein Lebewohl; ich fühlte deinen Kuß.

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O, daß ich noch mit diesen Trennungsschmerzen

Dich teutschen Sänger nur im Geiste herzen,
Nur noch im Traume schauen muß!

O, Mann! der einst auf wilden Meereswoogen
Vereint mit mir die halbe Welt durchzogen,

15
Und einen Bissen Brod getheilt;

Was treibt den Mann von Geisteskraft und Gaben
Daß er, gleich einem wilden raschen Knaben
Zu fremdem Heerde taumelnd eilt?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)