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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

     Gaukle dann mit deinem leeren Herzen,
Deinem Liebeln, deinem Flattersinn,
Leicht genug, ein Leben weg zu scherzen,

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Deiner Jugend kurzen Lenz dahin.

Hasche dir für deinen Siegeswagen
Jeden leichten luft’gen Schmetterling,
Der, von Zephyrs Flügeln fortgetragen,
Hier und dort an allen Blumen hieng.

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     Wie ein Riese, stark und unbezwungen,

Faßte mich die Hyder Leidenschaft.
Wie ein Mann hab’ ich mich mit ihr gerungen,
Aufgewandt die Summe meiner Kraft;
Achtend nicht des Schmerzes, nicht der Wunden,

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Hab’ ich sie im heissen Kampf besiegt,

Daß die Ruhemörderinn gebunden,
Matt und sterbend mir zu Füssen liegt.

     Stehe nun, mein edler Stolz, zur Wache,
Daß sie nicht aufs neue sich empört,

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Daß dies Herz im Vorwand eitler Rache

Nicht in neuen Reitzen sich bethört.
Schon zu theuer, ohne Schuld, bezahle
Ich der Liebe kurze Schwärmereyn;
Und ich möchte nicht zum zweyten Mahle

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Einer Mädchenlaune Opfer seyn.


F – w.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)