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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

38.

Ein weiches Bett, erhöht von zartem Laub und Flieder,
Winkt hier dem Wanderer; ermattet überläßt
Angelika dem Schlaf die schönen Glieder,

300
Umsäuselt vom gelinden West.

Doch ein Geräusch, als wie von Rosses Schlägen,
Zerreißt des Schlummers kaum geknüpftes Band.
Mit leisem Schritt schleicht sie dem Schall entgegen,
Und kampfgerüstet zeigt ein Ritter sich am Strand.

39.

305
In Furcht und Hoffnung schwankt ihr Sinn,

Kein Seufzer wagt die Lüfte zu durchdringen,
Erscheint ein Feind um Schaden ihr zu bringen?
Erscheint ein Freund ihr zum Gewinn?
Er sinkt ins Gras, das frischen Thau getrunken

310
Vom nahen Bach, starr wie ein Marmorbild,

Das Haupt ist in den Arm gedankenschwer gesunken,
Indem die Brust von bangen Seufzern schwillt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)