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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

und nur der Gedanke: Lo! thy country calls, hebt ihn über diese überwallenden Empfindungen. In diesen Betrachtungen findet ihn Agis, der Bruder der Königinn, und mahnt ihn, über der Größe der That, die jetzt in Riesengestalt vor seiner Seele stehe, nicht sie zu vergessen, der dieß Opfer am meisten koste. „Wie könnt ich die Sorgen der vergessen,“ erwiedert Leonidas, „die mehr geliebt ist, als jeder, obwohl minder theuer, als alle!“ – Und nun fährt der Dichter fort:

So sprach der Held. Von sanfter Liebe floß
Die edle Seele über. Raschen Schritts
Sucht er sodann die treue Gattinn auf.
In ihrer Kinder thränenvollem Kreise

5
Saß stumm, bewegungslos die Königinn.

Ihr schwimmend Auge hieng am Boden fest;
Den bangen Busen, den die Thräne netzt,
Hält sie mit ihren Armen dicht verschränkt.
Wie, wenn ein Nebel dumpf den Aether hüllt,

10
Der Mond durch all’ den Dunst das Lichtgewand

Von Silberstralen über der Natur
Trüb’ Antlitz breitet; also göttlich schien
durch ihren Gram der Reitz der Königinn,
Und gab den Wolken ihres Kummers Glanz.

15
Es naht der Held. Sobald mit sanftem Wort


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)