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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Zeit dem Müssiggang widmen müssen, wären sie nicht durch die Bedürfnisse des Luxus beschäftiget. Alle Nachtheile des Luxus rühren nicht von ihm, sondern von der Niederträchtigkeit der Menschen her, die ihn gebrauchen, nicht um sich und andern erlaubte Freuden der Phantasie zu verschaffen; sondern um ihre Macht über andere zu beweisen. Die Ungleichheit der Vertheilung der Güter bringt alle diese Nachtheile hervor, nicht der Luxus an sich. Aber der Geschmack am Schönen wird dadurch allgemeiner, und die gröbern Sinne auch in ihren Vergnügungen feiner und edler werden. Ich halte dieß für eine Veredlung des Menschen, wenn er immer mit freyerer Wahl genießen lernt. Oder sollte ein Genuß dadurch unmoralischer werden, daß der Verstand mehr Antheil an ihm nimmt?

Am wenigsten werden unserm Zeitalter die großen Siege über den Aberglauben streitig gemacht, wenn man auch nicht behaupten kann, daß er völlig überwunden sey, und ich brauche darüber nichts zu sagen, sondern hätte es vielmehr gegen den Vorwurf des Unglaubens zu vertheidigen. Wird aber diese Vertheidigung schwer seyn? Man erzähle mir doch einige der Unglücksfälle, die die Freydenkerey hervorgebracht hat, welche nicht mit hunderten, die der Aberglaube

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)