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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

ragt so weit über den Platz, auf dem der Fuß der Leiter steht, herüber, daß diese nicht so lang gemacht werden konnte, um bis in die Höhle zu reichen. Mein Guide kletterte von der obersten Stufe an dem Felsen herauf, und befestigte einen Strick an dem Aste einer kleinen Buche, die vor der Höhle steht, und an diesem Seile zogen wir uns nach einander herauf. Entkräftet standen wir nun in dem Bogengewölbe, zogen unsre Ueberröcke an, und ruhten eine Weile. Dann schlug der Guide Feuer und zündete die Lichter an. Ich war aber noch nicht abgekühlt genug, um mit meinem Freunde die dunkle Reise anzutreten, und ließ ihn voraus gehn. Gelagert auf dürren Grashalmen im Vorhof der Höhle, las ich die vielen an die Steine mit Kohlen geschriebenen Namen, und die weite Aussicht in das schöne Thal von Cluse war noch meine einzige Entschädigung für die überstandne Mühe, mit der ich beynahe zufrieden gewesen wäre, wenn nicht mein Guide mich mit Bitten bestürmt hätte, wenigstens eine kleine Strecke ihm zu folgen. Die Lichter sicherten unsre Tritte vor Gefahren, und erhellten den weisen Tropfstein, der den erhaltenen Schein in den finstern Gang zurükwarf. Ich gestehe gern, daß ich nicht ohne Schauer meinem Wegweiser nachgieng, und seine Erzählungen von bösen Geistern

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)