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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

den Gegenstände den Muth erhöht und ungewöhnliche Kühnheit giebt, die durch Klugheit zurückgehalten werden muß, dies habe ich an mir selbst bemerkt. Auch Damen sollen hier ihre natürliche Furchtsamkeit abgelegt, sich auf das Eis gewagt haben, und von Felsen auf Felsen gesprungen seyn. Das Eisgewölbe, welches besonders die Augen auf sich heftet, ist weder immer dauernd, noch an Größe und Breite stets gleich, es ändert auch manchmal seinen Platz. Im Winter verschwindet es oft ganz, der Arveiron ist alsdann ganz klein, und schleicht nur unter dem Eise hervor, im Sommer aber schwillt er an, bricht sich einen Weg durch die entstandenen Eisritzen, und bildet die bogenförmige Oeffnung.

Erquickt durch die kühlende Luft an der Quelle giengen wir nun auf gerader und ebener Straße nach Chamouni zurück. Der angenehmste Spaziergang im schönen Thale endigte die heutige mühselige Reise; er allein hätte uns hinlänglich für die ertragene Arbeit und Hitze belohnt. Schade war es, daß jetzt der Montblanc seinen Scheitel in den Wolken verbarg. Wir waren nun von halb 6 Uhr Morgens bis gegen 3 in steter Bewegung gewesen, die Ruhe war uns daher angelegener, als das Essen, wie wir nach Prienré zurückkamen, und wir beschlossen, nur eine Mahlzeit an diesem Tage zu

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)