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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

die Gletscher Mode geworden sind, geben sich viele Bauern des Thals, besonders die von Chamouni, mit dem Geschäfte ab, Fremde auf die Berge zu begleiten. Aber nicht alle sind der Wege gleich kundig; einige haben sich durch ihre Kühnheit, Erfahrung und Gefälligkeit einen vorzüglichen Ruf erworben. Munterkeit und Anerbietung ihrer Dienste ist allen eigen, aber auch eben so sehr Eigennutz und Geldbegierde. Um nicht an einen unwissenden zu gerathen, hatte ich mir die Namen der besten aufgezeichnet. Schon hinter Cluse begegnete uns einer, und bot sich zum Führer an; er trug ein silbernes Blech mit dem englischen Wappen, welches ihm der Herzog von Gloucester geschenkt hatte. Vor Chamouni fragten uns mehrere, ob sie uns begleiten sollten, von welchen wir einen, dessen Namen wir kannten, wählten. Schade, daß diese gutherzigen Menschen, durch die reichliche Belohnung verdorben, und durch die Engländer besonders an eine Lebensart gewöhnt werden, die sie vorher nicht kannten. Ehe wir von Prieuré aufbrachen, aßen wir ein köstliches Produkt des Thals, den süßesten Honig, welcher weit und breit berühmt ist. Der Honig vom Berge Hymettus bey Athen, und von Hybla in Sicilien, den die alten Dichter so loben, und mit dessen Geschmacke sie den Kuß geliebter

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)