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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Sein Grund ist mit Wiesen bedekt, durch welche der mit kleinen Pallisaden eingefaßte Weg hergeht. Man entdekt allmählig die verschiedenen Gletscher, die in das Thal herabgehn. Sogleich sieht man den von Taconay, aber bald heften sich die Augen auf den des Buissons (oder Bossons), der von der Höhe des nahen Montblanc herabsteigt; sein glänzend weißes Eis steht geformt in hohe Pyramiden in der Mitte von Tannenwäldern. Endlich sieht man von weitem den großen Gletscher des Bois, der im Heruntersteigen sich gegen das Thal von Chamouni krümmt; man unterscheidet seine Eismauern unter den stachlichten Felsen. Diese majestätischen Gletscher, getrennt durch große Wälder, gekrönt mit Granitfelsen von erstaunlicher Höhe, welche die Form großer Obelisken haben, und mit Eis und Schnee hin und wieder bedekt sind, zeigen eins der größten und seltensten Schauspiele, das man sich nur denken kann. Die reine und frische Luft, die man athmet, so verschieden von der erstickenden in den Thälern von Sallenche und Servoz, der schöne Anbau des Thals, die niedlichen Anger, geben an einem schönen Tage die Idee einer neuen Welt, einer Art von irdischem Paradiese, das eine wohlthätige Gottheit in den Umfang dieser Berge eingeschlossen hat.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)