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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

war eben in sonderbare Träume versunken, als meine Mutter mir mit einer Donnerstimme zurief: „Stehe auf und folge mir!“ –

Ich ging ihr nach, am ganzen Leibe zitternd, durchwühlt von schreklichen Ahndungen. Wir hatten einen großen, dunkeln Garten hinter unserm Hause, und in diesem lag die etwas verfallene Oeffnung eines unterirdischen Gewölbes, welches mein armer Bruder gewöhnlich den Todtenkeller nannte, und wovor er sich erstaunend fürchtete.

Campobello.

Wie, Signora, Sie hätten einen Bruder?

Bianca.

Ach, ich hatte ihn, er ist dahin, wehe dem der mir ihn raubte!

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, als alle ein Getöse hörten, wie wenn man an die Fenster eines Nebenzimmers Leitern anlegte. Weil aber Campobello und Fioretta an diese Sonderbarkeiten schon gewöhnt waren, so faßte sich auch die erschrockene Bianca bald wieder, und fuhr fort in ihrer Geschichte.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_408.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)