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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

bemerkt. Ich habe euch erzählt, wie er mich verächtlich behandelt hat. Aber er hat es nicht mir allein so gemacht, sondern auch dem Charmidas und dem Euthydem und noch gar vielen andern. Bey allen hat er das Mißverständniß zu veranlassen gewußt, als ob er ihr Liebhaber wäre, bis er zulezt, anstatt Liebhaber zu sein, der Geliebte ward. Dies leztere sage ich vorzüglich für dich, Agathon, damit du dich nicht auch von ihm hinters Licht führen lassest, und durch unser Beyspiel gewarnt, dich nicht erst der Gefahr aussetzest, wie das Sprichwort sagt,

– wie die Thoren mit eignem Schaden zu lernen.

Hier schloß Alcibiades. Es erfolgte ein allgemeines Gelächter über die Naivetät, mit welcher er am Schlusse verrathen hatte, daß er noch in den Sokrates verliebt sei.

Sokrates.

Du scheinst ja ganz nüchtern zu sein, Alcibiades. Du hast dein Ziel so schlau umgangen, und deine Absicht so fein verstekt; nur so hinten hängst du es an, als ob es gar nicht zur Sache gehörte, und als ob du nicht alles bloß deswegen gesagt hättest, um mich mit Agathon zu entzweien. Ich weiß wohl, daß du meinst, ich solle niemand als dich lieben, und Agathon von niemand als von

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_383.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)