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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

gab die ganze Gesellschaft ihren Consens; man hieß ihn hereinkommen und sich niederlassen. Agathon bot ihm einen Platz neben sich an. Er näherte sich nun diesem, von einigen Personen geführt. Da er zu gleicher Zeit die Bänder ringsum ablöste, um den Agathon zu bekränzen, den er gerade vor sich hatte, so bemerkte er den Sokrates nicht, sondern ließ sich, da dieser auf die Seite rükte um ihm Plaz zu machen, zwischen ihm und Agathon nieder. Sobald er seinen Plaz genommen hatte, umarmte er den Agathon, und sezte ihm den Kranz auf. – „Nehmt dem Alcibiades die Schuhe ab, Sklaven,“ sagte Agathon, „damit er hier auf diesem dreifachen Sitz sich lagern könne!“ – „Ganz gut!“[WS 1] erwiederte Alcibiades. „Aber wer ist denn der dritte Trinkbruder da neben uns?“ – Zugleich wendete er sich um, und sah nun den Sokrates. – „Beim Herkules“,[WS 2] rief er, und sprang plötzlich auf, „was ist denn das? Du stekst doch überall hinter mir, Sokrates; wo ich dich am allerwenigsten vermuthe, da erscheinst du auf einmal wie aus den Wolken. Wie kommst du denn jetzt hieher? Warum hast du dich gerade hier gelagert? Warum nicht lieber neben Aristophanes oder einem andern, der eine Freude daran hat, den Possenreisser zu machen oder zu affektiren? Aber du hast es mit Fleiß so zu karten gewußt, daß du neben dem schönsten in der Gesellschaft deinen Plaz bekamest.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ”Ganz gut!“
  2. ergänzt
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)