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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

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früher zu Stande, bis Liebe bey ihnen sich einfand, (versteht sich Liebe zum Schönen, denn mit dem Häßlichen hat Amor gar nichts zu schaffen). Vorher aber, wie ich schon im Anfang gesagt habe, giengen viele Gewaltthätigkeiten unter den Göttern vor. So erzählen es wenigstens die Mythen. Allein dies war wegen der Herrschaft des Fatums. Seitdem aber dieser Gott geboren ist, kam aus der Liebe zum Schönen [1] alles Glück für Götter und Menschen. – Aus diesen Gründen, mein Phädrus, halte ich Amor für den schönsten und vollkommensten, und für den Urheber des Schönen und Vollkommenen bey allen anderen Wesen. Und – damit ich doch auch etwas in Versen sage, wie michs eben ankommt – er ist es, der

Friede den Menschen, und Stille des Meers und Schweigen der Winde
Schafft, und die Ruhe der Nacht und Kummer lindernden Schlaf giebt.

Er ist es, der unsre Seelen von Ungeselligkeit reinigt, und uns mit Wohlwollen erfüllt, der Stifter aller jener öffentlichen Zusammenkünfte, bey denen wir uns näher kommen, der Anführer bey Festen, beym Reigen, beym Opfer. Er ist es der das


  1. Ich möchte hier lieber das Komma nach εφυ sezen, und das εκ του εραν zum folgenden ziehen.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)