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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

und regellosen Liebe dieser Dinge[1] Aber auch sogar die ganze Opferkunst und alles was die Mantik[2] zu thun befiehlt, besteht bloß in dem Studium einer rechten Behandlung des Amors. Denn aller Mangel an Religion entspringt daher, wenn jemand nicht dem göttlichen sondern dem gemeinen Amor ergeben ist, wenn er in seinem


  1. „Deren Kenntniß aus dem Lauf der Gestirne und den verschiedenen Jahreszeiten Astronomie heißt.“ Eine solche Definition von Astronomie hat Plato schwerlich dem Eryximachus in den Mund gelegt. Wenn man sich also auch zum Beweis für die Avthentie dieses Zusatzes darauf berufen wollte, daß Eryximachus seine Reflexion gerne mit einer Definition schließt: so würde man doch mit Grunde behaupten können, daß der Text hier verdorben sey. Ich bin also den einleuchtenden Gründen (S. Schütz Lect. Plat. P. I.), welche diese Definition, als eine Glosse, aus dem Text verweisen, um so lieber gefolgt.
  2. Mantik ist eine Art von Theosophie, die Kunst sich mit der Gottheit unmittelbar in Rapport zu setzen. Ich glaube also um so zuverläßiger, den Zusatz: „das, was Menschen mit Göttern in Verbindung bringt,“ für eine Glosse halten zu müssen, wofür sie (in den angef. Lect. Plat.) erklärt worden ist. Es wäre höchst ungereimt, wenn Plato den Eryximachus eine Definition von Mantik geben liesse, die alle Anwesende wenigstens eben so gut wußten.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_206.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)