Seite:De Neue Thalia Band2 200.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

der Schlucken verlassen hat, so kannst du ja meine Rolle übernehmen. Gegen den Schlucken aber weiß ich dir dreyerley zu rathen! Vielleicht kannst du ihn schon loß werden, wenn du nur eine Zeitlang den Athem anhältst; hilfts nicht, so gurgle dich mit Wasser; ist er aber gar zu hartnäckig, so kitzle dir nur mit einer Feder oder sonst so etwas in der Nase daß du zum Niesen kommst: thust du dis zwey bis dreymal, so wird er sich legen, und wenn er noch so heftig wäre.


Aristophanes.

Gut! das sollst du mir nicht zweymal sagen. Aber jetzt nur gleich zu deiner Rede.


Eryximachus.

„Pausanias hat seine Rede schön angefangen, aber nicht befriedigend ausgeführt. Es wird wohl nicht übel seyn, wenn ich ihm ein wenig nachhelfe. Die Eintheilung, daß es zwey Amor gebe, finde ich allerdings gegründet. Aber mich hat meine Wissenschaft weiter geführt. Ich habe beobachtet, daß sich nicht bloß in den Seelen der Menschen gegen schöne Menschen und gegen schöne Sachen Liebe finde, sondern daß sich eben sowohl in den Körpern der Thiere, in den Pflanzen und mit einem Wort in allem was ist, Liebe [1] entdecke;


  1. Unerachtet im Teutschen das Wort Liebe nicht so allgemein gebraucht wird, daß es den Gattungsbegriff [201] von allem was sich wechselseitig anzieht bezeichnete: so habe ich doch lieber einen ungewöhnlichen Ausdruck gebrauchen als durch Verwechselung mit dem eigentlichen die Anspielung auf die Hauptidee verlöschen wollen.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_200.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)