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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Prophetenauftritte nicht erst ein Werk Samuels, nicht einmal eine Stiftung Mose’s waren, sondern von diesem selbst schon vorausgesetzt und zum Gegendruck gegen den Despotismus von Fürsten oder Priestern in seinem Verfassungsplan genutzt worden.

Da also in der Jugendzeit Samuels gegen die Gewaltthaten der jungen Priestern und Volksrichter die Stimme des alternden Vaters zu schwach, da durch äussere Unterdrückungen und durch Mangel an Gemeingeist die Stimme eines patriotischen Volksvereins unhörbar und verächtlich worden war, da die Priestergewalt jetzt von dem Vermögen des armen Volks noch den letzten dürftigen Rest zu verschlingen drohte, den die Streitereien der benachbarten Philistäischen Krieger etwa noch übrig ließen, so fängt der Prophetengeist an, dem allzuharten Druck sich entgegen zu stemmen. Die Propheten waren mehrentheils aus dem Volke selbst; oft würkten sie, nur auf andere Art, was das Veto der Volkstribunen zu Rom für das Volk leistete.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)