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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

welche von jeher unter allen Himmelsstrichen bey jeder Priestergewalt so groß gewesen sind, glücklich widerstanden hätten. Sie hörten nicht auf, das Volk zu mißhandeln, über das ansehnliche Priesterkontingent von den Festspeisen, mit welchen sich die Leute einen guten Tag machen wollten, das Beste für sich und ihr Haus zu erpressen und besonders auch die Tempeldienerinnen erfahren zu lassen, daß der Priesterornat auch in so alten Zeiten schon ein sehr unsicherer Panzer gegen die unter ihn selbst sich verkriechende Lüsternheit sey. Auch als Obervolksrichter hatte Eli wenige Mittel gegen diese Frevel in der Hand, und diese entwand ihm das Alter und der Vaterblick auf Söhne, die er durch Warnungen noch zu bessern hoffte. Gewaltsamere Anstalten gegen sie, wenn je solche gegen gebohrne Nachfolger des Oberpriesters möglich waren, mußten wenigstens das Oberpriesterliche Amt selbst vor dem Volk in Gefahr zu setzen scheinen. Wie oft ist nicht schon zur Schonung des Standes ein Bösewicht mitunter geduldet

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)