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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Bias, die Gewalt, eine personifizirte Idee und nach der Vorstellung des Aeschylus, Jupiters Sklave, spielt in der ersten Scene eine stumme Rolle und ist blos ein mechanischer Arm des strengen Beherrschers. Kratos, die Stärke. Rauhheit, Unempfindlichkeit, Hohnsucht und Unterwerfung sind die Hauptzüge des Charakters dieser dramatischen Person. Vulkan, gleichfalls ein Sklave, aber wider seinen Willen. Zu schwach, sich dem Befehle zu widersetzen, zu gut, um an der Marter seines Freundes Vergnügen zu finden, darf er nichts als ihn bemitleiden und sein ihm vom Jupiter aufgetragenes Geschäft verwünschen. Dem Unempfindlichen ist selbst das theilnehmende Mitgefühl des Vulkan zur Last. Personen von ungleichen Gesinnungen lassen sich eher vereinigen als Charaktere mit contrastirenden Empfindungen. Das Gefühl der Wehmuth und des Mitleids sucht sich anzuschmiegen, die rauhen Empfindungen stoßen von sich. Eteokles [1]


  1. Eurip. Phoeniss. v. 626. ed. Beck.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_074.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)