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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Der Zukunft Schleyer mir enthüllt, vorher
Gesagt: Gewalt und Härte könnten nie
Nur List die künftgen Herrscher überwinden.
Und dieses legt’ ich ihnen deutlich vor.
Doch würdigten sie keines Blickes mich.
Nach vielem hin und wieder sinnen schien es
Mir und der Mutter Themis doch das Beste,
Dem Zevs, der’s gern sah, gerne beyzustehen,
Wie ich’s ihm rieth, verbirgt der schwarze Grund
Des tiefen Tartarus den Ahnen Kronos,
Sammt seinen Mitgenossen. So viel Vortheil
Benutzt der Götterherrscher erst von mir
Und denn vergilt er’s mir mit solcher Marter.
Denn leider ists einmal der Herrscher Sitte,
Den Freunden nicht viel Gutes zuzutrauen.
Nun fragt ihr mich, warum er diese Schmach
Auf mich gehäuft. Auch dies sollt ihr erfahren.
Er hatte kaum den väterlichen Thron
Bestiegen; gleich ertheilt er Göttern Gaben,
Und jedem andere. So wußt’ er sich
Die Herrschaft zu versichern. Nur die Schwächern
Die Menschen übergeht er, will das ganze
Geschlecht vertilgen und ein neues schaffen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)