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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Mißtraue jedem Lobe, jedem Tadel,
Und prüfe strenge jeder Handlung Adel,
Für die man ein Diplom begehrt;
Doch wage nicht mit alten Ketzerflammen

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Den Mann, den man verdammet, zu verdammen,

Denn Gott nur kennet seinen Werth.

Durchwandle froh mit deinem Freund die Auen,
Doch wag es nicht, auf ihn dein Glück zu bauen;
Wer ist der Mensch, für den du bürgst?

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Steh selbst, und suche die Vernunft zu rächen,

Damit du nicht, wenn fremde Säulen brechen,
Des Lebens Ruh auf immer würgst.

Flieh vor dem Weibe, Freund; in ihren Netzen
Ist erst Berauschung und sodann Entsetzen;

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Und in der ganzen Schöpfung liegt

Kein Wesen, das mit allen Engelgaben,
An denen sich die blinden Opfer laben,
Am Ende grausamer betrügt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)