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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

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Jetzt lebe wohl, und höre von dem Freunde,

Als ob er scheidend dir im Arme weinte,
Ein Wort, das seine Seele spricht;
Nicht ob ich deiner Seele Werth verkennte,
Doch nimm mein Herz in meinem Testamente,

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Denn Gold und Silber hab ich nicht.


Sey immer Mann, und groß durch eigne Kräfte,
Und überlaß nie andern ein Geschäfte,
Das du noch selbst zu enden magst;
Sey Harmonie in Wort und That, und weiche

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Kein Haarbreit, stark wie eine Königseiche;

Und felsenfest sey, was du sagst.

Sey wie ein Gott im Wohlthun auf der Erde,
Und gieb der Armuth froh von deinem Heerde;
Und tröste warm des Kummers Sohn;

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So wird man mit Entzücken dir begegnen,

Und dich, wie Kinder ihren Vater, segnen,
Der Menschheit schönster Lohn.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)