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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

205
Für ihre Herrschaft mich mit süssem Zwang bestechen, –

Die Tugend an der Sinnlichkeit zu rächen,
Mit der Vernunft Minervaschild
Bedekt, des Gegners Riesenbild
Mit kühnem Muthe zu besiegen,

210
Dies ist das große Aufgebot an euch,

Ihr Bürger in dem Sittenreich,
Hoch über Welten flammt in sonnenhellen Zügen,
Hell, wie es euch in eignem Busen spricht,
Das richtende Gesetz der Pflicht.

215
     Wenn ein Araspes [1] dort zwo Seelen in sich findet,

Wo mit der schlimmern oft die beßre zweifelnd ringt,
Und, weil den Fittich noch die Leimenruthe zwingt,
Oft unterliegt, und selten überwindet:
So wars ein Wahn; doch ohne Wahrheit nicht.

220
Er ahndete in sich das doppelte Verlangen,

Den Durst nach wesentlichem Licht,


  1. S. Xenophons Cyropädie.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)