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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

6.
Die Seele.
Fragment eines größeren Gedichts.


Wer reicht mir Gottes Urne, daß ich trinke
Erhabnen lichten Dichtersinn?
Da steh’ ich weggerissen schon und sinke,
Betrachtung, dir an Busen hin:

5
Komm, überschatte mich mit deinen linden Schwingen,

Und sey mir du Begeisterung!
Erfülle mich mit regem stillem Schwung,
Was in mir denkt, den Herrn, den Geist,
Der wahrnimmt, urtheilt, schleußt,

10
Die Seele, würdig zu besingen!

O! mache mich, du, deiner Gottheit voll,
Und führ’ den Bebenden an deiner sichern Rechte,
Entfalte selbst vor mir die dunkeln Mitternächte,
Durch die ich wandeln soll.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)