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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

VIII.
Ritter von Bayonne.
an
Emma.


Emma! denkst du noch der Rosenzeiten?
Da wir keines Erdenglücks uns freuten,
Als des Glückes treuer Liebenden.
Da wir noch von tausend wundersüssen

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Reinen Lustgefühlen hingerissen

Durch das stille Hainthal wandelten;
Bis wir uns ermüdet in der Halle,
Oder an dem kleinen Wasserfalle
Bey der alten Eiche lagerten.

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Wo du dann, von meinem Arm umschlungen,

Mit des wonnevollsten Herzens Drang
Manch hinschmelzend Lied der Liebe mir gesungen,
Daß ich von dem Zauberklang
Deiner Silberstimme süß durchdrungen,

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Meiner unbewußt ans Herz dir sank,

Und ins Paradies entzücket an der Fülle
Deines Busens Götterwonne trank,
Und der Mond aus seiner Wolkenhülle
Freundlich trat, und schien, als horcht’ er zu:

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Da verklang dein Lied in feyerlicher Stille,

Da entglitten uns der Freudenthränen viele,
Und so selig waren Ich und Du! –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_413.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)