Seite:De Neue Thalia Band1 412.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Verwandten, der plötzlich todtkrank geworden sei. Das Gift äußerte bald seine tödtliche Wirkung, und so starb Otto 1002 in der Stadt Paterno in der frühen Blüthe seiner Jahre.

Hätte er doch lange genug gelebt, um seinen Charakter völlig zu entwickeln! Obgleich der Beinahme des Mildesten gerecht ist, welchen ihm die Chronisten geben, so könnte man doch zweifeln, ob er ihn auch bei fortgesetzten Verfolgungen von den Menschen verdient haben würde. Sein Sinn war zu tief und traurig, sein Verstand zu groß, als daß er, wie Kaiser Heinrich der Vierte, bei allen Beleidigungen der Menschen, diesen doch immer mit gutmüthiger Heiterkeit hätte zugethan bleiben können. Gewiß hätte Otto’s Seele bei einem ähnlichen Schicksal viel Bitterkeit bekommen, aber auch Festigkeit und Stärke. Aber, er starb früh und sein kurzes Leben war unglücklich, weil er einige Jahrhunderte zu früh lebte! –

Woltmann.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_412.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)