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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

ward; er konnte sich nicht retten vor sich selbst, auf Wallfahrten suchte er die verlohrne Ruhe wieder zu finden, deren schlimmsten Feind er in seinem Herzen mit sich umher trug. Schwärmerisch war seine Verehrung gegen die Manen Karls des Großen. Er wallfahrtete zu dem Grabe desselben nach Aachen und ließ sich den Sarg öffnen! Nachdem er lange in Schwärmerey versunken dabei verweilt hatte, eignete er sich zum Andenken das goldene Kreuz zu, welches Karl auf seinem Busen trug.

Die Wallfahrten waren geendigt, aber seine Seele ward immer trüber; zum Theil Wirkung seines Temperaments, denn alle drei Ottonen scheinen Hang zur Melancholie gehabt zu haben. Bei Otto dem Großen äußerte sich dieser in einer finstern Verschlossenheit, welche bei einem Manne seiner Art unerträglich und fürchterlich seyn mußte: die Seele seines Sohns war eine Zeitlang durch Ehrgeiz gespannt, und als dieser nicht befriedigt ward, so verfiel er in Schwermuth und starb vor Gram: bei

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_406.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)