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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

VI.
An meinen Freund Herrn P. St.
der mich gefragt hatte
ob ich die braunen Mädchen den blonden vorzöge?


Jüngst erst fragtest du, ob meinem Herzen
Näher läge brauner Locken Glanz?
Ob ich fröhnte blonder Mädchen Scherzen?
Ob ich beyden wände gleichen Kranz?

5
Schwer ist hier die Wahl! – Auf Ida’s Höhen,

Hat schon blind sich Paris fast gesehen;
Und ich armer später Enkel wär so dreist,
Noch zu richten über schöner Formen Geist? –

     Doch, es sey! ich will es muthig wagen,

10
Will dir dreist des Herzens Stimme sagen,

Und dein Beyfall sey mir hoher Lohn,
Bau’ ich deutscher Wahrheit einen Thron;
Ohne Dichterwerth sey dieses Blatt,
Werth der Wahrheit hat es übersatt! –

15
     Wenn die nie getrübte Aetherbläue

Ohne Ausdruck blaues Aug’ umschwimmt,
Blicket man nie ohne lange Reue
In das schwarze Aug, das flammend glimmt;

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_391.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)