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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Wie sich in silberlichtes Helle,
vom Glanz des Wassergotts umstrahlt,

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(versuchts, wer dieses Bild euch mahlt!)

von ihrer hohen Felsenschwelle
herabstürzt diese Wasserhölle!

     Umsonst! des Künstlers Hand erbebt,
dem kühnern Dichter sinkt die Leyer.

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Er sieht ein Heer von Kräften hier belebt,

sieht Leben und Verderben eng verwebt,
er sieht aus grauem Nebelschleyer,
wie wallend Fluth aus Fluth sich hebt,
wie, tausendmal im Augenblicke,

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sich bauet eine Wasserbrücke,

und in den Abgrund sich begräbt.
Er sieht ein schäumend Ungeheuer,
das sich zersprengt und wieder schlürft,
und aus dem Schlund im Sternenfeuer

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ein Heer von Strahlenlichtern wirft,

wie wenn am Fels sich Blitze splittern.
Er sieht, wie Masse Masse schnellt,
sieht einen Silberberg von Furien erschüttern,
daß aufgelöst in eine Tropfenwelt

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er aufspringt und zusammenfällt.


     Welch ein Getös! Welch weit verworrnes Sausen!
gleich Eichen, die der Sturmwind trillt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)