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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

14.

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Jetzt führt sie durch Karthago ihren Gast,

zeigt pralend ihm der Mauern stolze Last
und läßt vor seinem Blick die Größe Sidons prangen.
Ein flüchtiges Gespräch wird schüchtern angefangen,
schnell reißt die Furcht es wieder ab. Kaum bricht

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der Abend ein, so winkt das Mahl; sie fodert

von Trojens Fall aufs neu von ihm Bericht,
und nährt die Glut, die in dem Herzen lodert.

15.

Trennt endlich sie der strenge Ruf der Nacht,
und winkt der Sterne bleichend Licht zum Schlummer,

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so nährt sie einsam ihren Kummer,

und sein verlaßnes Polster wird bewacht.
Abwesend hört sie ihn, verschlingt sie seine Züge,
herzt in Askan des teuren Vaters Bild,
ob sie vielleicht die Leidenschaft betrüge,

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die glühend ihren Busen füllt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)