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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

2.

Kaum zog Aurorens Hand die feuchte Schattenhülle

10
vom Horizont hinweg, als ihres Busens Fülle

ins gleichgestimmte Herz der Schwester überwallt.
Ach! welche Zweifel sinds, die schlaflos mich durchbohren!
Geliebte! welch ein Gast zog ein zu unsern Thoren!
Wie edel! welche männliche Gestalt!

15
Wie groß sein Muth! Sein Arm wie tapfer im Gefechte!

Gewiß stammt er aus göttlichem Geschlechte!

3.

Durch welche Prüfung ließ das Schicksal ihn nicht gehn!
Gemeine Seelen wird das feige Herz verklagen.
Du hörtest, welche Schlachten er geschlagen!

20
Ja könnte Liebe je in dieser Brust erstehn,

seit mein Sichäus in das Grab gestiegen,
und wäre mein Entschluß, mein Abscheu zu besiegen
vor Hymens Fackel – soll ich dirs gestehn?
Dem einzgen Manne könnt ich unterliegen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)