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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

IV.
Erinnerung an die Schweitz
von einem jungen Mahler.

Da bin ich nun aus jenem Land,
wo Freundschaft mich, so wie die Liebe
das Kind an seine Mutter, band,
da bin ich von der Limmat Strand,

5
wo gern mein Fuß gefesselt bliebe,

auf immer, durch mein Loos verbannt
aus Zürichs friedevollen Mauren.
Nicht wandl’ ich mehr an Freundes Hand,
ich seh den Mayn an meiner Seite trauren,

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und trüb durch öde Fluren hin

dem Rhein zum Raub entgegen fliehn.
Warum mußt ich, geliebter See,
entfliehen deinen Lustgefilden,
wo Liebe mich beseligte,

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wo Herbst und Lenz mit Wonne mich erfüllten?

Warum ward nicht dieß freye Land,
dieß Land der Telle, Winkelriede,
auf dem errungner goldner Friede,
gleich einem Seraf ruht, mein Vaterland?

20
Hier wo kein Feind das Land verheeret,

der Traubenhügel sicher prangt,
des Landes Mark nicht Unterdrücker nähret.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)