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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.


97.

Er reißt den Zitternden, dieß sagend, zum Altare,
der noch vom Blut des Kindes raucht,
faßt mit der linken Hand die silbergrauen Haare,
indeß die Rechte tief sich in den Busen taucht.
So endigt’ Priamus. Sein Aug’ sah Troja brennen,
die über Asien den Scepter ausgestreckt.
Jetzt ein gigantscher Rumpf, am Meeresstrand entdeckt,
es fehlt das Haupt und niemand kann ihn nennen.


98.

Jetzt wird zum erstenmal von Furcht mein Herz erfüllt.
Des alten Königs letztes Blaßen
weckt mir des eignen theuren Vaters Bild,
zeigt mir mein Haus im Schutt, Gemahlinn, Kind verlassen.
Ich spähe rings um, wer mir folgen kann.
Ach, matt vom Streit sind alle längst verschwunden.
Hier hatten sie vom Thurm den kühnen Sprung gethan,
dort in den Flammen ihren Tod gefunden.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)