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einen Reichstag gehalten. Es haben sich gleichwol daselbst vmbs Jahr 1595. vber fünffhundert Bürger befunden. Was man sonsten vorgibt / daß nemblich / Weiblingen vor Zeiten mehrertheils der HochTeutschen Könige Hauptstatt gewesen / aber folgendts von Attila zerstöret worden / vnd dann von dem ersten Christlichen König in Franckreich Clodovaeo, seiner Gemahlin Clotildi zu Ehren / wider erbawet / vnd zu jhrer Gedächtnuß Weiblingen genandt worden sey / das läßt man auff seinem Werth / vnd Vnwerth beruhen. Es hat allhie ein altes Schloß / auff welchem die alte Hertzogen in Schwaben / die diß Orths gewohnet / sollen Hoff gehalten haben. Vnd ist Keyser Conradus III. allhie erzogen worden. Folgends ist dise Statt an das Hauß Würtenberg / vnnd zwar / wie man sagt / allein vmb sechstausendt Pfundt Heller / Würtenbergische Müntz / kommen: Vnnd ist die erste Statt der Würtenbergischen Fürsten gewesen. Das Hauß / darinn dieselbe vor Zeiten gewohnet / ist nahend dem Marckt; vnd sollen in demselben die 3. Cörper der Weisen auß Morgenland vbernachtet haben / als dieselbe von Meyland herauß / vom Käyser Friderico Barbarossa, seyn geschickt worden. Hat ein Nonnenkloster vor diesem allhie gehabt. Die Pfarrkirch allda ist schön vnd starck / vnd / sambt dem Glockenthurn von Quadersteinen zierlich erbawet. Crusius ist Annal. Suevicis. Im jetzigen Krieg in diese Statt gantz abgebrandt worden / wird aber / wie man berichtet / fein wider nach vnd nach / erbawet. Hermannus gedenckt / daß er zu Weiblingen ein Weib gesehen / welche Anno 1314. einen Löwen gebohren habe.


Weyl / VVila,

Ins gemein Weylerstatt / vnnd Stattwill / oder Weyl die Statt / zum Vnderscheid Weyl deß Dorffs / genant / im Würtenbergerland / an den Fluß Wyrms / drei Meil von Tübingen / gegen Pfortzheim wärts / gelehen. Ist mit Mawren / Thürnen / vnd Wasserreichen Gräben / auff alte Manier / wol bevestiget. Hat 3. Thor / das Stutgarter / Calwer / vnd Pfortzheimer: Item / drey Wiesechte sehr schöne Thalgeländ / vnd mangelt es da auch nicht an Weingärten. Die Pfarrkirch zu S. Petro hat einen schönen Thurn von Quadersteinen. Es ist auch ein Augustiner Kloster allda / wie dann die Statt der Römisch-Catholischen Religion zugethan / deren Monatlich: einfacher Reichs Anschlag ist / ein zu Pferdt / zwölff zu Fuß / oder sechszig Gülden / vnd zu Vnderhaltung deß CammerGerichts / nach dem erhöchten Anschlag / jährlich 83. fl. Hat ein wolerbawtes gar reiches Spital / vnnd viel Brunnen von springendem Wasser / deren zween auf dem Marckt seyn. Es ist bey dieser Statt An. 1388. die namhaffte Schlacht / zwischen den Fürsten vnd Stätten / geschehen / in welcher Graf Vlrich von Würtenberg vmbkommen / vnd gleichwol die Stätt vnten gelegen seyn. Es blieben damals auff der Fürsten Seiten auch die Grafen von Löwenstein / Zollern / vnnd Werdenberg / sampt sechszig von Adel. Johan. Brentius ist von Weyl / (so Käyser Fridericus II. auß einem Weyler zu einer Statt gemacht hat) bürtig gewesen. Reusner. de Urbib. Imper. & Crus. in Annal. Suev.

Im nächsten Teutschen Krieg / hat Weyl / oder Weilerstatt / auch viel außgestanden / vnnd vnderschiedliche Völcker beherbergen müssen; ist auch An. 1645. vmb den 24. April. von den Frantzosen beschossen; An. 48. aber / im October / von jhnen mit Sturm erobert / alle im Gewehr befundene Burger getödtet; die andere aber gefangen / vnnd sampt allem Viehe hinweg geführt / vnd der Orth nachmals in Brand gesteckt worden; wie zwar in der Frühlings Relation / vom Jahr 1649. gesagt wird. In dem 6. Theil deß Theatri Europaei stehet / fol. 518. b. daß vnter vorhabendem Fortzug der verbundenen Armeen / vom Lech- vnd ThonawStrom / etliche Frantzösische Völcker auß den Besatzungen zu Hailbronn / Philipsburg / Wormbs / vnnd Speyer / sich zusammen gethan / vnd / im Monat Octobri / das Stättlein Weilerstatt vnversehens angegriffen / beschossen / vnd mit Sturm erobert; vnnd ferners gehauset / wie hie oben stehet; es hätten auch alle Soldaten / so darinnen gewesen / sich vnterhalten lassen müssen. Die Wyrms / daran sie ligt / kompt

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_280.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)