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nahend dem Hochgericht / die auß dem Algöw kommende Jler / ergiesset) an der Stattmawren / gegen Mittag / her: Die Blaw aber / so von Blawbeuren herunter fliesset / rinnet durch die Statt / vnd kompt / nach dem sie allerhand Mühlwerck versehen / vnd auch sonsten viel Nutzens in der Statt geschafft / an der Stattmawer auch in die Thonaw. Diese Wasser nun / wie auch die Spatziergäng / Wäldlein / Gärten inn vnd ausser der Statt / vnd andere obvermeldte Bequemlichkeiten / verursachen / daß dieser Orth anmüthig / vnd lustig / so auch keinen sonderlichen / als S. Michelsberg / herumb hat / der aber gar fruchtbar ist. Die Jnwohner belangend / so seyn sie nicht einer Ankunfft / die jenige aber / deren Vorältern viel hundert Jahr in dieser Statt säßhafft gewesen / mögen vielleicht noch von den alten Schwäbischen Hermunduris herkommen. Jns gemein seyn die Manns- vnd Weibspersonen meistentheils wol gestaltet / freundlich / gutthätig / sonderlich gegen die Armen; also / daß wenig Stätt in Teutschland zu finden seyn werden / die es hierin dieser zuvor thun solten. Sie arbeiten gern / seyn auch sinnreich / vnd zu allerhand guten Wissenschaften / Künsten / vnd Verrichtungen / nicht vntauglich; wie allein auß vielen / auch an Herrn Joh. Faulhabern / gewesenen Jngenieuren allda / seligen / zuersehen gewesen / der zwar in der Jugend nicht studiert; aber / wegen seines herrlichen Ingenii, es folgends / durch seine Embsigkeit / vnd Fleiß / so weit gebracht / daß man sich darüber nicht genugsamb hat verwundern können, vnd seine in dem Druck vorhandene Schrifften dessen Zeugnuß geben müssen: Vnd welches hinderlassene rare Mathematisch- vnd Mechanische Jnstrumenten / etc. sein Sohn / (gleichen Namens / vnd Profession / vnd der vor kurzer Zeit auch ein Kunst- vnd hochnützlich Linial / zur Fortification / erfunden / ) als einen thewren Schatz / in Verwahrung hält. So hat ingleichem dieser Orth sonsten viel gelehrter Leuth geben / die sich auch in die ferne berühmbt vnd bekandt gemacht; vnd jhrer Theils weitgelegene Länder besichtiget / vnd einen guten Theil von Europa, Asia, Africa, vnd America, durchreyset haben. Es wirdt ingleichem feine Kauffmannschafft in dieser Statt / sonderlich mit Leinwaten (deßwegen vor der Statt / gegen Mitternacht / vnd Morgenwärts / wolangestellte Häuser / vnd Blaichinen seyn) getrieben / darzu dann obgedachtes Wasser / die Thonaw / gar bequem ist / auff welcher auch / auß den vntern Landen / Eisen / Saltz / Geträyd / vnd anders / wie auff der Jler viel Holtz / Schmaltz / vnnd dergleichen / hieher gebracht wird. Dahero es allhie / vor dem jetzigen verderblichen Krieg / vnd da die Handthierungen noch im Schwang gangen seyn / ins gemein ein wolvermögliche Burgerschafft gehabt hat. Jst auch der Landsmann wol gestanden / daß die / so von jhren Renten / vnd Gülten / gelebt / ingleichem wol haben fortkommen können. Jetzund ist das Gäw herumb / vnd darunter auch die Vlmische Herrschaft / guten Theils verwüstet / verderbt / verarmet / vnd der meisten Jnwohner entblöset; die vorhin / neben den 3. Stättlein / Geißlingen / Albeck / vnd Leipheim / vnd dem Schloß Ravenstein / schöne Flecken vnd Dörffer / vnd darunter den sehr grossen Flecken Langenaw / zwo Meil von der Statt gelegen (daselbsten 3. Kirchen seyn / vnd der Zeit / wegen Vlm / Juncker Carl-Ludwig Besserer Gerichts-Amman ist:) Jtem / Altheim (alldorten Juncker Hanß Chritoph Ehinger OberForstmeister) Stubersheimb / (allda Juncker Hanß Conrad Mangolt Amptmann ist) Wain (so ein besondere Herrschafft) Bermeringen / Bernstatt / Ballendorff / Nellingen / Kuchen / Giengen / Altenstatt / Siessen / Vrspring / Launsheim / Luitshausen / Weidenstätten / Auffhausen / vnnd andere mehr / in gutem Wolstandt / gehabt hat. Wie Vlm vor Zeiten / ehe sie Käyser Carl der Grosse / dem Abbt in der Reichenaw / bey Costantz gelegen / An. 813. geschenckt / regirt worden / darvon hat man kein eygentliche Nachrichtung / als daß zuvermuthen / es werde gleiche Meynung mit jhr / als mit andern dem Fränckischen Reich vnterworfenen Orten / gehabt haben. Folgends hatte besagter Abbt auß der Reichnaw etliche Mönch allhie zu Regenten / die am Grünenhoff gewohnt / jhre stattliche Haußhaltung geführet; von welchen auch das Vlmische Wappen / schwartz vnd weiß / seinen Vrsprung haben solle. Es geben es aber die Geschichten /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_266.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)