Seite:De Merian Sueviae 263.jpg

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die Länge / als Breyte / erbawet. Vnter den Kirchen vnd Gottshäusern / leuchtet herfür das gewaltige Münster / oder die Hauptkirche / fast mitten in der Statt gelegen / deren oben in den Lateinischen Versen gedacht worden / vnd die wenig jhres gleichen / ja in Teutsch-Land keine findet / so ihr an Grösse / Höhe / Länge / vnd Breyte / gleich wäre / wiewol / deß Thurns halber / jhr Straßburg / vnd villeicht auch andere / vorgehen. Es hat der Kirchenbaw an sich selbsten innwendig in der Länge / zusampt dem Chor / dreyhundert vnd siebenzehen Werckschuh / in die Breyte aber hundert vnd zwey vnd fünfftzig. Jst mit fünff schönen steinern Gewolben / neben vnd aneinander / geschlossen / deren das mittelst / vnd höchste in der Höhe hundert zwey vnd fünfftzig Werckschuh hat; welche auff sechs vnd dreyssig starcken / wolgezierten Quadersteinen Säulen stehen / je neun in der Länge / vnd vier in der Breyte gegen einander gesetzt. Hat am hellen Liecht 57. offene Fenster / ohne die / so in der Sacristey / vnd den 3. NebenCapellen / zu finden. Dannenhero es allenthalben darinn hell vnd liecht; wie dann auch kein dunckeler Winckel / vnd Nebenabseite / als etwan sonsten in andern alten grossen Kirchen / zu sehen. Hat Anfangs zwey vnd fünfftzig Altär gehabt.

An. 1377. den letzten Tag Junij / Morgens früh / nach 3. Vhren / ist das erste Fundament gelegt / vnd der Baw / wie man sagt / in 111. Jahren zu Ende gebracht worden / vnd hat dannoch nicht mehr / wegen der wolfeylen Zeit / vnd Freygebigkeit der Leuthe / als 9. Tonnen Golds gekostet. Der viereckichte Thurn daran / so mit lauter Quaderstücken auff das zierlichst vnnd prächtigst auffgeführet ist /hat in der Höhe / biß an den Ring / oder Vmbgang; zweyhundert vnd vier vnnd dreyssig Werckschuh / in der Breyte aber neun vnd sechszig. Jst inwendig mit drey vnderschiedlichen Gewölben vber einander / auch stattlichen Glocken außstaffiert; hätte auch mit einem steinern außgehawenen gespitzten Tach / noch so hoch sollen außgeführet werden / wofern nur solches das Fundament / (daß gleichwol vierhundert vnnd vier vnnd sechszig Schuh tieff seyn solle) hätte ertragen können. Die Orgel in dieser Kirchen ist / neben der Cantzel / Tauffstein / Monstrantz / oder Sacramenthäußlein / vnd dem Oelberg voraussen / sonderlich berümbt; deren gantze Höhe von dem Kirchboden / biß an die Spitzen / mit Gewölb / Werck / vnd darauf gesetzten Springenwerck / vnd Außzügen / vngefährlich von drey vnd neuntzig / vnd die Breyte deß Wercks von acht vnd zwantzig Werckschuhen ist. Der Pfeiffen seyn nunmehr vber die dreytausend / alle von dem besten Englischen Zinn / vnd Metall / außgenommen den sechszehen schühigen Einbaß / welcher hültzin. Die gröste Pfeiff ist vier vnd zwantzig Werckschuch hoch / in welche dreyhundert vnd fünffzehen Vlmische Eychmaß gehen. Man kan auff dieser Orgel / wegen ihrer grossen Weite / mit drey vnnd vier Choren musiciren. Vnnd hat jedes Werck / nämlich / das Mittel- oder Principal-Brust- vnd Ruckwerck / seinen Tremulanten / deßgleichen Heerbaucken / vnd Vögel. Hat drey gleiche Clavir, von 48. Clavibus, auß dem C. biß wider ins C. Neben diesen claviren zu beyden Seiten seyn Posaunen ins Pedal / welche Mössing / vnnd in dem Fewer vergüldet.

Felix Fabri der Edlen Schmiden Geschlecht von Zürich / gewesener Prediger Mönch zu Vlm / schreibet: Daß die von Vlm vmb dise Zeit / 5. schwäre Sachen außgestanden / vnd verrichtet / nemlich / die Statt erweitert / vnd mit Mawren vnd Bollwercken besser verwahret; Belägerung außgestanden; den Tempel zu bawen angefangen; 3. Herrschafften an sich kaufft; vnd sich von den Mönchen in der Reichenaw abgelößt. Nach dieser HauptKirchen ist die Newe / zur Heyligen Dreyfaltigkeit / da vorhin das Prediger Kloster gestanden. Jst sehr schön vnnd liecht; deren Länge von hundert ein vnd dreyssig / vnd die innwendige Breyte von sieben vnd sechszig Werckschuhen. Daran das newe Allmosenhauß.

Der Orgel in diser Kirchen / zur H. Dreyeinigkeit / Grösse / Höhe / Breyte / Tieffe / hat man allhie im verjüngten Maßstab zuersehen. Vnd ist sonderlich in acht zu nehmen / daß der mitlere Kast einen Spitz herauß hat: Die andere beyde Nebenthürn aber sind rund; wie dann der Grundriß außweiset. Begreifft in sich 24. Register / vnd ist abgetheilet in drey

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_263.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)